Nach ungefähr 55.000km war es nun so weit- mein erster „eigener“ Motor hatte Mitte April auf einer Berliner Autobahn seinen Geist aufgegeben. Bei 90 km/h auf der AB machte sich nur kurz ein Leistungsabfall bemerkbar, der mit einem heftigen Klingeln einherging. Danach klackerte es und dann war die Maschine auch schon fest. Naja, so schnell kanns dann gehen *gg*. Also vom ADAC aufladen lassen und ab nach Hause. Und so gings dann am selben Tag gleich weiter…

Alle Anbauteile des alten Motors demontiert. Vergaser, Anlasser, Lima, Versorgungsleitungen. Alle Verschraubungen und Flansche gelöst.

Mit dem eigens dafür konzipierten Motorkran konnte das kaputte Herz nach dem Ausfädeln aus der Getriebeantriebswelle nun emporgehoben werden. Zu zweit macht sich solch eine Rangiererei natürlich deutlich leichter. Einer bedient den Kran, der Andere kümmert sich um den Motor selbst. Jedenfalls werde ich mir in naher Zukunft diese „Kranplatte“ (wie im Ihling beschrieben) nachbauen. Das macht sich sicherlich deutlich einfacher und sicherer als die Geschichte mit den Transportgurten.

Und da uns ja nun doch brennend interessierte was genau passiert war, haben wir als ersten Schritt gleich mal den Kopf abgeschraubt. Nun ja, es sah genauso aus wie bei dem Motor vor 5 Jahren. Feiner Aluminiumabrieb in den Zylinder. Was genau nun die Ursache war, werden wir in nächster Zeit noch klären wenn wir den ganzen Motor demontieren. Auf den ersten Blick jedenfalls hat der mittlere (2.) Zylinder gefressen.

Wozu man so einen Hubwagen doch gebrauchen kann! Dort kann man wirklich das ganze schwere Gelumpe abstellen und simpel hin- und herfahren. Toll. So sah dann jedenfalls der Motorraum aus. Leer.

Da die Chance nun sehr groß war, an alle Teile sehr gut ran zu kommen, entschied ich mich zu einer „Komplettüberholung“ des Motorraumes. Also alle Spritzbleche, Motorträger und Ansaugtrakt abgebaut, gereinigt und anschließend instandgesetzt. Hört sich eigentlich gar nicht so aufwendig an, aber wenn man alles von der Pike auf macht, dann dauert das schon seine Zeit. Aber: Gut Ding will nun mal Weile haben. Und das soll und kann es bei den Oldtimerfahrern ja auch. Zumal ja eh noch genug Zeit war, bis wir einen neuen Motor organisieren konnten *smile*.

Die Silentblöcke waren auch schon alle ganzschön mitgenommen. Und sie sollten uns auch ganzschön mitnehmen, dazu aber später mehr. Den einen Getriebesilentblock musste ich soger mit einem Schweißpunkt versehen, weil man die Verschraubung einfach nicht gelöst bekommen hat. Die Gelegenheit war nun auch günstig, sich um den ganzen Kupplungs-Ausrück-Apparat zu kümmern. Also wurden der Geber- und der Nehmerzylinder auch gleich noch überholt. Den Geberzylinder habe ich aus Rostgründen auf der Lauffläche der Manschette gewechselt und den Nehmerzylinder auch gleich mit. Man kam eben gut ran. Manschetten gabs für beide sowohl topf- als auch ringmäßig neue.

Da ich die großen Zündspulen drin hab, haben die auch nicht mehr den eigentlich dafür vorgesehenen Platz (längs) sondern hängen nun quer zur Fahrtrichtung. So bekommen die aber leider an den Füßen etwas mehr Wassernebel aus dem rechten Radkasten ab und korrodieren damit besser. Also wurden die Zündspulen auch gleich mit aufgearbeitet. Sehen jetzt wieder toll aus. Und weil wir schon beim Thema sind- Maddi kümmert sich hier gerade um die Roststellen an den Kühlergrill- Aufhängungen.

Und endlich, endlich am 19.04 (Dienstag) war es dann so weit. Der neue Motor war/ ist da.

Komplett mit neuer WaPu, Kopf, Gaser, Zündung, Kraftstoffpumpe, Krümmer.

Ist doch ein schöner Anblick, so ein neues Zweitaktherz.

Historisch sehr wertvoll ist der Aufkleber auf dem Vergaser, der dessen Regenerierung verdeutlicht. Super.

Nach einiger Zeit des Staunens und der Bewunderung wurde nun noch alles Fehlende komplettiert bzw. „falsche“ umgebaut. Die Riemenscheibe am Kopf musste gegen eine kleinere getauscht werden, die Grundplatte habe ich durch eine Grundplatte mit Pertinax-Unterbrechern ersetzt und die Kupplung wurde montiert. Dabei hab ich die alte Kupplungsscheibe und Druckplatte widerverwendet. Die Scheibe hatte erstmal noch genug Material auf den Reibbelägen, so dass sich ein Einbau nochmal lohnte. Und hier baut Maddi gerade das neue Kraftstoffsystem zusammen. Wir haben alle möglichen Arbeiten gleich auf der Werkbank ausgeführt. spritpumpe nochmal kontrolliert und die Zündung eingestellt. Das geht nie wieder so bequem und genau wie auf der Werkbank! Ein Traum von Einstellarbeiten. Wie zieht ihr eigentlich die Schrauben für die Druckplatte an? Mit einem Momentenschlüssel für 15Nm oder nach Gefühl?! Ich musste das leider nach Gefühl machen, weil mein Momentenschlüssel für so geringe Momente keine Einstellmöglichkeiten besitzt *gg*. Einen Zentrierdorn für die Kupplungsscheibe hatte ich mir einen Sonntag zuvor schon gedreht.

Und hier noch bei den letzten Vorbereitungen. Zündung ist fast fertig und die Motorträger sowie Spritzschutzbleche werden schon montiert. Ein super Vorteil einer solchen Überholung ist natürlich, dass man überall auch mal vernünftige Schrauben verwenden kann.

Und manchmal fehlts dann doch an der richtigen Federscheibe oder dergleichen… aber mittlerweile haben wir uns schon recht gut sortiert und finden auch die ein oder andere Kleinigkeit recht schnell.

Noch schnell die fehlenden Sachen vom alten Motor demontieren, z.B. LiMa-Halterung und Unterbrecherkabel. Der alte Block wird höchstwahrscheinlich dieses Jahr irgendwann zum Schleifen gehen. Und dann werden wir ihn wieder hübsch machen ;-). Hier kann man noch schnell einen Blick in den vorbereiteten Motorraum werfen. Bei der Gelegenheit hatte ich auch das ganze Getriebe gereinigt und alle möglichen Teile konserviert. So gut kommt man nur selten ran^^.

So. Letzte Schrauben und schon hängt der gute Neue am Kran. Nach einer kurzen Stärkungspause ging es nun Ostermontag 2011 an den Einbau des neuen Herzens.

Mit drei Leuten macht sich sowas bestimmt am besten. Einer (ich *g*) rangiert den Kran und die anderen beiden führen den Motor ein. Ist ja doch etwas fummelig durch das Fahrerhaus.

Bloß keine Beulen oder Schrammen machen. Geht ja echt schnell bei so relativ groben Arbeiten…  aber mit der Hydraulik kann man alles schon echt gewissenhaft und genau machen.

Fast. Nur noch ein bisschen.

Aha. Nun nur noch auf die Getriebewelle schieben. Das hört sich jetzt aber auch alles nur so einfach an, das ist schon ein ganzschöner Aufwand das ganze Puzzle zusammen zu bringen.

Passt. Jetzt können wir die ersten Flanschverschraubungen anziehen,

Nun müssen wir alles so koordinieren und senken/ anheben, dass auch die Aufhängungen des Motors in den Träger passen. Komischer Weise hat vorallem der vordere Silentblock vom Motor ganzschön gespannt. Aber das haben wir später noch beheben können.

Kurz vor dem endgültigem Befestigen. Nun, wenn die groben Sachen alle montiert sind geht es an die Details. Und da liegt ja bekanntlich wiedermal der Teufel. Zum Teil haben wir die Kühlerschläuche auch gleich gewechselt. Somit passten wir an, schnitten Gewinde, suchten Schlauchschellen, lockerten Schrauen oder zogen sie fest, steckten und schmierten, füllten und entlüfteten so Einiges.

Letztlich sah es dann so aus.  Jetzt wurde nur noch das Kühlsystem befüllt, Kraftstoff auf den Vergaser gegossen und es konnte zum ersten Start losgehen.

Und, hat sich die Arbeit gelohnt? Ich denke schon. Schaut man nun in den Motorraum, sieht das alles ganz ordentlich aus. Der erste Start und die ersten Kilometer brachten allerdings etwas Ernüchterung. Resonanzen. Aber wie! Und wir wussten nicht, woher das kam und mit was das zusammenhing. Somit fingen wir an, eine ganze Reihe von Sachen zu probieren, die uns eingefallen und aufgefallen sind. Zunächst haben wir die vordere Motoraufhängung gegen eine andere getauscht. Damit war die Scherung beseitigt und alles sah etwas gesünder aus. Den ganzen Auspuff haben wir nochmal umgehängt um alle eventuellen Spannungen zu beseitigen. Aber dem eigentlichen Fehler kamen wir nicht auf die Spur. Kurz bevor wird en Motor wieder ausbauen wollten (wir dachten schon an unterschiedlich schwere Kolben/ Unwucht im Schwungrad), haben wir uns die Getriebesilentblöcke genauer angeschaut. Obwohl diese ladenneu waren (original DDR-Fabrikation!) und exakt die selben Maße hatten, wie alle anderen, haben wir diese auf Verdacht trotzdem nochmal gewechselt. Und siehe da! Die jetzt verbauten Silentblöcke sind um einen ganz kleinen Teil weicher als die zuvor. Und das sollte das Problem gewesen sein! Es lag einfach nur an den unterschiedlichen Gummihärten. Unglaublich. So einen „Fehler“ muss man auch erstmal finden. da hilft eigentlich wirklich nur die Erfahrung. Weil ja im Grunde nichts falsch verbaut oder kaputt war. Es war sozusagen wirklich ein unsichtbarer Fehler.

So. Nun läuft aber alles super. In den ersten Tagen ist er gleich die ersten 500 Testkilometer gefahren. Viel Glück für die nächsten tausende Kilometer, kleines Zweitaktherz!

Besonderer Dank gilt:

Maddi: für aufopferungsvolles Schrauben und Mitarbeiten an diversen Teilprojekten

Horst: für den Ausbau des Altmotors und jegliche organisatorische Unterstützung bezüglich des neuen Motors

Stephan: für den Scherenwagenheber und die Mitarbeit beim Einbau

Helmut: für die Bereitschaft bei Fragestellungen und bei der Problemsuche mit den Resonanzen

Hartmut F.: für den Motor