Polarkreistour BARKASteam 23.07- 12.08.2008
Dieses Jahr war es nun endlich wieder so weit, unser zweiter Barkas,
also das Fahrzeug von meinem Vater, ist im Januar 2008 endlich
fertiggestellt worden und unsere lang geplante Tour konnte starten.
Der Traum mit den zwei Barkassen nach Norwegen zu reisen ist mindestens
so alt, wie die Planung der „Solotour“ mit meinem Bus im Juli/ August 2006.
Viel Arbeit steckte schon in den Vorbereitungen, auch wenn ich
mitlerweile über ein kleines Erfahrungspotential verfügen konnte.
Die ganze Planerei der beiden Hütten und der Fährfahrten war die Aufgabe
von meinem Vater, die technische Realisierung, also die
Ersatzteilversorgung und die Vorbereitung der beiden Fahrzeuge, blieben
weitestgehend in meinem Aufgabenbereich.
Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass uns die Werkstatt von unserem
Helmut natürlich wieder tatkräftig bei allen Problemen unterstützte.
Die Fähren waren also gebucht und die Hütten reserviert.
Die „Ersatzteilliste“ ließ auch nicht lange auf sich warten, die ganzen
noch fehlenden Teile wurden besorgt und systematisch verpackt.
Mein Bus machte in der Vorbereitungsphase eigentlich keinerlei Probleme,
einzig mit dem Anlasser bzw. dessen Magnetschalter der Barkas Pritsche
hatten wir noch ein wenig zu kämpfen.
Aber als nun endlich alle Zweifel aus dem Weg geräumt waren, alle Sachen
eingepackt und die letzten Vorbereitungen getroffen waren konnte es
endlich losgehen, am Mittwoch den 23.07.2008.
Mit kurzem Zwischenstopp in Mecklenburg ging es am 24.07. recht früh am
Morgen zum „Norwegenkai“ nach Kiel, von wo aus wir mit der Colorline
nach Oslo übersetzen wollten (19Std. Fährfahrt auf einem schwimmenden
Hotel).
Probleme gab es beim Einchecken im Fährhafen, unser Reisebüro hatte uns
als zwei Fahrräder angemeldet, etwas sonderbar, da unsere „Fahrräder“
allerdings Kennzeichen hatten und 2,50m hoch waren.
Also kamen wir vorerst auf die Warteliste, aber letztendlich hat doch
alles gut geklappt.
Angekommen in Oslo am 25.07 wurden wir erstmal „ausgeladen“ und fuhren
auch gleich die E18 aus Oslo raus und später dann nördlich auf die E16
Richtung Fagernes.
Und gleich eine kleine erste Feuertaufe für unseren Neuling, bis zu 8%
Steigung über eine längere Strecke erwarteten uns.
Nach der ersten Übernachtung in der Nähe von Vagamo, ging es am nächsten
Tag eine ganze Tour von knapp 250km unserer ersten Hütte entgegen.
Wenige Kilometer hinter der ersten Übernachtungsstelle trieb uns eine
sehr lange Bergabfahrt die Schweißperlen auf die Stirn- die Bremsen
wurden kochend heiß, von einer sicheren Verzögerung konnte keine Rede
mehr sein. Wir kamen gerade noch so auf einem kleinen Schotterstreifen
neben dieser gottverdammt langen Talfahrt zum stehen und mussten- da der
Handbremse auch keinerlei Leistung mehr abzufordern war- sämtliche zur
Bordausstattung gehörenden Hemmschuhe miteinbeziehen. Nach Kühlaktionen
mit unseren Wasserflaschen ging es dann aber doch wieder zuversichtlich
weiter.
Wenig später ereilte uns auf einem dieser doch wieder recht ausdauernd-
steilen Bergstraßen ein kurzes Temperatur- Intermezzo mit der Pritsche,
der Beifahrer spürte auf einmal ein mollig- heißes Gefühl auf dem rechten
Fuß.
Oh ja, das Ausgleichsgefäß hat etwas zu viel ausgleichen müssen. Aber
nach einer Kühlungspause, die mit einem schönen Panorama- Spaziergang
gebrückt wurde, ging es nach kurzem Entlüften weiter.
Diesmal aber- vorausschauend wie wir Barkasfahrer nun einmal sind- ging
es gleich mit Heizung weiter, die dann bei späteren „kritischen“
Situationen schon im Voraus zugeschaltet wurde.
Am selbigen Tag erreichten wir gegen 16:00 Uhr dann doch endlich Selva
in der Agdenes Kommune (etwas besser bekannt vielleicht das benachbarte
Agdenes- Leuchtfeuer), wo wir nun ein paar Tage in einer Hütte pausieren
und entspannen konnten.
Wir machten wunderschöne Wanderungen, waren sehr viel Fischen auf dem
Trondheimfjord, badeten und genossen einfach diese wunderbare,
elementare Natur des wohl schönsten Landes der Welt ;-)!
Zum Thema Fisch… da muss ich ja mal meinen Vater kritisieren. Er
selbst holt einen großen (ich meine wirklich groß (!)) Köhler und Dorsch
nach dem nächsten raus, während er mir und unserem Freund Torsten nur
die kleinen Schellfische und irgendwelches Seegetier übriglies.
Torsten besuchte uns übrigens auf seiner eigenen Skandinavientour, er
war zur selben Zeit mit dem Motorrad unterwegs.
Na jedenfalls konnten wir nach diesen doch sehr schönen Tagen keinen
Fisch mehr sehen und rüsteten zur Weiterfahrt Richtung Norden.
Nun wurde uns schon langsam klar, dass die Strecke bis zu den Lofoten
ein bisschen in einen Konflikt mit unserer Zeit kam.
Also beschlossen wir, auch etwas unter trauriger Stimmung, erstmal
weiter nach Norden zu fahren um dann „on the road“ zu entscheiden, ob
wir den Lofotentrip noch realisieren können.
Da Selva ja auf einer Halbinsel liegt, fuhren wir günstigerweise gleich
mit einer Fähre (Valset –> Brekstad) weiter und konnten so den „Umweg“
über Trondheim sparen und gleich zur „Nordrennstrecke“ E6 aufschliessen.
Übernachtung dann in Grong an der E6 an einem sehr schönen Campingplatz.
Am nächsten Tag dann viel die Entscheidung, das wir die Tour zu den
Lofoten zwar schaffen würden, sie aber leider nur mit sehr viel Fahrerei zu
realisieren sei.
Unter doch gedrückter Stimmung entschieden wir uns, da die Lofoten ja
eigentlich von Anfang an geplant waren, ein bisschen weniger Strecke
jeden Tag zu bewältigen und lieber die raue Natur des Nordlandes zu
genießen.
In diesem Sinne führten uns unsere Zweitakter am besagten Tage zu einem
Abzweig nördlich von Mo i Rana, der zum zweitgrößtem Gletscher
Norwegens- dem Svartisen- führte.
Hier verbrachten wir zwei wunderschöne Tage und Nächte am Svartisvatnet
(dem weißen Gletschersee), angelten, sammelten Blaubeeren, schrieben
Karten und schauten uns den Gletscher, der einfach wirklich fantastisch war,
und eine Grotte an.
Ich muss sagen, einer der schönsten Plätze in Norwegen, eingebettet in
der rauen Bergwelt des Svartisen- Nationalparks. Aber man darf kein Wert
auf Sanitäranlagen legen, die bis auf zwei Donnerbalken nicht existierten.
Und gegen einen guten Schlafsack ist auch nichts einzuwenden, die Nächte
werden doch tatsächlich auch im Hochsommer erschreckend kalt.
Der nächste Tag brachte dann einen der Höhepunkte unserer Tour- den
Polarkreis, endlich auf 66°N33′ mit beiden Fahrzeugen.
Nach einem schönen Kaffee im Polarkreiscenter, einem kurzen Run durch
den Souvenirshop und natürlich dem Siegerfoto, flohen wir vor dem an
diesem Tag doch sehr windigem und kaltem Wetter auf dem „Saltfjellet“
(das vom Polarzirkel durchschnitten wird) in Richtung Süden.
Hier hatten wir kurz vorher schon eine Hütte auf einem sehr nettem
Campingplatz reserviert (Krokstrandcamping).
Die weitere Tour verlief dann immer so Etappenweise südlich entlang der
E6, obwohl wir nun eher Land und Leute genossen als den ganzen Tag nur
zu fahren.
Irgendwo auf diesem Abschnitt muss es auch passiert sein, das wir den
wohl teuersten Sprit getankt haben, den wir bis Dato in unserem Leben
gesehen haben. Der Literpreis lag bei 13,99 NOK, das dann dividiert
durch ungefähr 7,6 (je nach Kurs) ergibt 1,84 Euro.
Nun konnte es aber frisch betankt und beschmiert weitergehen.
Am 05.08 besichtigten wir Mo i Rana, das aufgrund der vielen Industrie
nicht so
sehr eindrucksvoll ist, und Mosjöen, eine wirklich sehr schöne und
eindrucksvolle kleine Stadt.
Nicht vorbeifahren, es ist wirklich sehenswert. In der „Lydiabrygga“
mitten im Ort am Fluss gibt es einen wundervollen Kaffee mit einer noch
viel besseren knusprigen Waffel. Kann ich nur empfehlen.
Und wenn man schonmal dort ist, dann auch gleich das „Antikk&Brukt“ in
der Skjervgata 1 besuchen. Es ist ein tolles Antiquariat.
In Moa, ebenfalls an der E6, versuchte ich mein Glück in einem der
bekanntesten Lachsflüsse in Norwegen, dem Namsen- sogar mit ehrlich
erworbener Salmonidenkarte.
Ich hatte auch ein bisschen Glück, zwei kleinere aber sehr
wohlschmeckende Salmoniden verirrten sich doch tatsächlich an meinen
kleinen Wobbler.
Hier hatten wir am nächsten morgen auch mal die Zeit für einen kleinen
Fahrzeugcheckup gefunden. Kühlmittel und Scheibenwasser wurden
nachgefüllt, Getriebeölstand und Reifendruck kontrolliert.
Dabei stellte sich heraus, das die beiden vorderen Stoßdämpfer des
Klein- LKWs doch langsam verschlissen sind.
Südlich von Otta, genauer in Vinstra, entschieden wir uns am 08.08.08
für eine Alternativstrecke der E6 und fuhren über den Peer- Gynt- Vegen
weiter nach Süden.
Ein ganz kleiner, schmaler und meistens nur geschotterter wundertoller
Weg über die ursprüngliche Fjelllandschaft Norwegens. Aber auch mir 12%
Steigungen- das ist dann schon langsam die Grenze für einen beladenen
Barkas, zumal auf Schotter die Bodenhaftung für die Vorderräder langsam
aber sicher verloren geht.
Diesen Abend verschlug es uns auf einen nicht so sehr schönen
Stadtcampingplatz von Gjövik.
Nun war schon der letzte Tag unserer kleinen Adventure- Reise gekommen
und wir bezogen ca. 50km nördlich von Oslo Quartier bei der „4“ in Harestua.
Ein kleiner Waldcampingplatz, sehr nett und verkehrsgünstig gelegen.
Hier genossen wir sehr den letzten Abend, angelten und badeten noch in
einem Fluss.
Nächsten morgen ging die Fähre schon um 14:00 Uhr von Oslo wieder ‚gen
Heimat.
Die Wartezeit auf dem Parkplatz wurde uns sehr durch die vielen
Gespräche verkürzt, die wir mit interessierten Leuten führten.
Am besten, wenn man nicht drei Stunden nur erzählen möchte, einfach das
Auto abschliessen und wo anders hingehen ;-)!
Nach einer etwas schaukeligeren Fährfahrt und einem wunderschönen
abendlichen Sonnenuntergang auf See kamen wir auch wieder sicher in Kiel
an. Leider schon wieder zurück.
Text: Johannes Rüder
Ausrüstung: Abenteuerlust und zwei B1000 😉
Dank gebührt… Doreen Richard und meinem Vater, für eine doch
nicht unbedeutende finanzielle und moralische
Unterstützung *g*
Der freien KFZ- Werkstatt H. Trautvetter, unser
Helmut stand uns jederzeit mit seiner Hilfe und seinem technischen Wissen zur Seite und hätte im Falle eines Falles sogar seine Hilfe direkt in Norwegen angeboten
Norwegen, für die schöne Zeit und die tolle Gastfreundschaft 😉
An die beiden B1000 Fahrzeuge für viel Spaß und einer sicheren Tour durchs Nordland^^