Radlagerwechsel Simson Habicht Hinterrad
Am 03.10.2010 in den Abendstunden haben wir noch schnell die hinteren Radlager des Simson Habicht gewechselt.
Das Hinterrad viel mir schon länger wegen eines zu großen Axialspiels auf.
Da sowieso ein Kettenwechsel anstand, habe ich in gleichem Zuge die Radlager überprüft- und siehe da, bei dem linken Lager hatte sich der Lagerkäfig teilweise aufgelöst und die Kugeln demnach einen unregelmäßigen Abstand zueinander. Das war also auch der Grund für das zu große Spiel.
Die beiden alten Lager nun (da diese ja eh nicht mehr verwendet werden) mit einem Meißel aus der Nabe geschlagen (die natürlich vorher erwärmt wurde- aber Vorsicht, ab ca. 80° entstehen teilweise schon bleibende Gefügeveränderungen!). Am Zweckmäßigsten ist dabei sicherlich eine Heißluftpistole. Auch wenn man damit bestimmt keine 100% gleichmäßige Erwärmung hinbekommt, sollte dies aber für ein Radlagerwechsel ausreichen. Ein Problem ist aber auch, dass man die Temperatur nur sehr schwer einschätzen kann.
Hat man die Lagerung auseinandergebaut, sollten 2x Rillenkugellager 6201, Distanzrohr und ein Sicherungsring für Bohrungen und noch zwei Dichtringe vorliegen.
Die verwendeten Radler sind ganz normale Rillenkugellager nach DIN 625-1, die der Lagerreihe 62 mit dem Basiszeichen 6201 angehören.
Eine Lagerreihe eines Lagers gibt Aufschluss über die Belastung eines Lagers (es gibt auch Lagerreihen 60, 63 etc. die denselben Wellendurchmesser aufnehmen könnten, wären dann im Falle der Reihe 60 aber nur geringer belastbar und im Falle der Reihe 63 höher belastbar als die 62’er Reihe). Die Bohrungskennzahl „01“ gibt dabei Aufschluss über den Innendurchmesser des Lagerinnenringes, also was für ein Wellendurchmesser in das Lager passt. In diesem Fall: 12mm.
Die originalen Lager aus DDR- Produktion waren nicht gedichtet, deswegen mussten die Radlager hin und wieder nachgeschmiert bzw. neu abgeschmiert werden. Die Lager, die jetzt eingebaut wurden sind ganz normale SKF- Markenlager (SKF= Svenska Kullagerfabriken, ein 1907 gegründeter ehemals schwedischer Kugelllagerhersteller) vom Typ 6201-2Z C3.
Dabei steht das „Z“ in der Bezeichnung (bzw. 2Z) für die Abdichtung der Wälzkörper zu ihrer Umwelt mit einer Blechscheibe. „2Z“ dann aben dafür, dass auf beiden Seiten eine Blechscheibe vorhanden ist ;-)!
Und das „C3“ ist eine Angabe zur radialen Lagerluft, in diesem Falle ist „C3“ das Kürzel für „größere Lagerluft als Normal“. (vgl. C2, wäre kleinere Lagerluft als Normal und C4 sehr große Lagerluft als Normal… etc.).
So. Soviel mal zur ganz kleinen Lagerkunde, das ist ja bestimmt auch mal ganz interessant zu Wissen, was es eigentlich mit so einer Lagerbezeichnung auf sich hat und wie man diese knacken kann.
Jedenfalls sind die neuen Lager beide gedichtet und sind somit für ihre Erlebensdauer vollkommen ausreichend geschmiert und bedürfen eigentlich keiner weiteren Wartung mehr.
Der Einbau der Lager erfolgt nun auch wieder über das Erwärmen der Nabe (nicht zu warm machen… Gefügeveränderung!) und das Einschlagen der Lager. Aber Vorsicht: das Lager niemals so einschlagen, dass die Schläge über die Laufflächen und die Wälzkörper übertragen werden. Damit macht man sich das Lager sofort wieder kaputt. In unserem Falle haben wir eine kleine Einschlaghilfe (ist beim Drehen übriggeblieben) verwendet, die nur den Außenring des Lagers (also der, der auch Fest im Gehäuse/ der Radnabe sitzt) beim Einschlagen belastet. Nun das Lager mit dem Sicherungsring gesichert und das Distanzroher eingefügt und das zweie Lager eingeschlagen.
Fertig. Aber Achtung- das zweite Lager nicht zu „eng“ einschlagen, weil es sich sonst mit dem Distanzroher und dem anderen Lager verklemmt und somit schwergängig wird.
Jetzt braucht man das Ganze nur wieder montieren und schon kann es ohne Spiel im Hinterrad weitergehen ;-)!