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Ein Video bzw. Bilderstream zur Tour befindet sich unter Media –> Videos.
Tja, meine erste große Tour mit meinem „neuen“ blauen Barkas- Bus führte mich in meine Lieblingsreiseregion: Skandinavien.
Seit dem ich den B1000 (seit 2003) gehabt habe, stand eine Norwegentour nach dem Neuaufbau auf dem Programm.
Ich habe mir somit einen kleinen Traum erfüllt und es wird 100%ig nicht bei dieser einen Nordtour bleiben- dazu fahre ich viel zu gerne Barkas und liebe zu sehr die nordische Natur.
Nun ja, von vielen habe ich bei meiner Reiseplanung gehört: „Mit einem Barkas? Oh Gott, lass das lieber sein!“ Aber nichts brachte mich von meinen Plänen ab und immerhin hatte ich ja ein halbes Jahr nach Restaurationsende (Dez. 2005) sozusagen „Einfahrzeit“ um alle Macken rauszufahren.
Trotz der eventuellen Schwierigkeiten hatte ich schnell meinen Reisepartner Christian gefunden- ein ähnlicher Abenteurer wie ich.
Nun war ich Anfang Juli kurz vor der Abfahrt und nun musste alles funktionieren. Aber noch bis einen Tag vor Abfahrt hatte ich mit meiner Zündung, speziell der 1. Zylinder, stark zu kämpfen- da dachte ich schon, das bekomme ich nicht mehr hin. Letztlich war es ein loses Zündkabel an der Spule… muss man ja erst mal finden .-). Nun wieder hochmotiviert wurde die hintere Sitzbank rausgebaut und zwei große Holzplatten als Schlafplatz installiert. Alles eingeladen (sämtl. Ersatzteile, 25l Mischöl, Polarausrüstung, Motivation u. Rep.-Handbücher, Angelzeug etc.) ging es nun am 07.07 abends Richtung Dänemark.
Nach 900km waren wir nun auch in Hirtshals (Norddänemark) am Fährhafen, hatten aber noch viel Zeit und es machte sich ein sachter Leistungsverlust bemerkbar, dem ich bis jetzt noch nicht auf die Schliche gekommen bin.
Nun gut, nach vielen Gesprächen mit Neugierigen ging es dann am Abend nach Norwegen rüber (das Boarding auf der Fähre war eine neblige Angelegenheit… die kannten keine Zweitakter .-) ). Nun endlich im Norden- und es ging los wie die nächsten 14 Tage: Regen, Regen, Regen und nordische Frische. Aber für uns Nordmänner kein Hindernis, nur die Klamotten zu trocknen war schwierig bei der Heiz- und Gebläseleistung vom Barkas ^^.
Geschlafen wurde nun immer im Auto, da es für ein Zelt zu nass war. Jetzt lernt man eine Dachluke schätzen! Mit dem wohl einzigsten Barkas in Norwegen fuhren wir nun immer Richtung Norden- Kristiansand, Evje, Hardangervidda, Jotunheimen und Trondheim.
Zeitweise fuhren die Norweger sehr dicht auf um unsere aufgeklebte Tourenbeschreibung auf der Heckscheibe zu lesen- und bis ich dahinter kam, dachte ich immer, die riechen so gern das Zweitaktgemisch!
Zeitweise haben wir und der Bus ganzschön geschwitzt- bei kilometerlangen An- und Abstiegen von bis zu 12%. Berghoch einer Bergbahn ähnelnd (langsam aber stetig) arbeiteten wir uns im 1./2.Gang berghoch. Bergrunter musste regelmäßig pausiert werden um die Trommelbremsen abkühlen zu lassen, sonst kriegt man ja Angst wenn die so „schwammig“ werden ^^. Aber alles mit 25 Jahre alten Reifen- ohne auch nur eine Panne zu haben. Die Straßenhaftung war wirklich unglaublich gut.
Aber mit Barkas kommt man ja bekanntlich überall hin und an. Die ersten Bastelstunden wo wir eine Zündspule tauschten hatten wir auf einem Fjell- ich dachte, hier kann man mal ungestört basteln. Und was kam? Ein Reisebus hat genau in diesem Moment eine Pause gemacht und die ganzen Touris haben uns beim Schrauben zugesehen. Na toll. Dieses Land ist ja auch sooo klein.
Und weiter. Die weitere Fahrt lief einfach super weiter, bis auf zeitweilige Leistungseinbrüche (Ursache später). Trondheim, Lofoten, viele Angel- und Wildnisstunden, Narvik und Tromsö folgten. Die Parkgebühren in den Städten waren unglaublich hoch, bis zu 8Eur. für 2 Std.!
In Tromsö kamen wir 25 Minuten zu spät und mussten 500NOK bzw. 75 Euro Strafe zahlen! Tja, ein sehr schönes aber auch teures Land. Ähnlich mit den Benzinpreisen- Spitzenreiter war 1,87/ Liter 95’er Benzin. Zum Glück hatte ich Mischöl selbst mitgenommen. Auch wenn es hin und wieder misstrauische Blicke gab als ich mein Benzin mit Öl mischte ^^. Über Tromsö mussten wir die Augen wegen den Rentieren weit offen halten- oft mussten wir hart Bremsen um uns, dem Auto und dem Tier nicht zu schaden. Aber es sind wirklich wunderschöne Tiere, genau wie die Finnmark auch einfach wundertoll ist.
Hammerfest als nördlichste Stadt der Welt war enttäuschend- Lärm, Dreck und Hektik. Nachdem wir dann die unglaublich hohe Maut für das Nordkap(p) bezahlten waren wir endlich am Ziel:
ein Barkas am Nordkap(p) nach 4500km! Aber wie auf dem Bild zu sehen: Nebel, Regen und nur ca. 3 Grad.
Aber einfach toll am Ziel zu sein. Nächsten Tag ging es nach Finnland. Finnisch Lappland ist sehr anstrengend zu fahren- Straße, Straße, Bäume, Bäume- Zum Glück hatten wir ausreichend Reservebenzin. Hier schauten wir uns nicht so viel an, machten eine Kanutour mit Übernachtung, schauten und Städte an und wanderten und angelten ein wenig.
Die Perle Finnlands ist schlichtweg die Seenplatte um Savonlinna und die Hauptstadt Helsinki (bis auf die fehlenden Parkplätze…). Kurz vor Helsinki wieder Leistungseinbrauch, aber keine Besserung. Oh je, der erste Zylinder blabberte aus dem Krümmer. Alles gewechselt- Spule, Kabel, Kerze und –stecker. Kein Erfolg. Unterbrecher kontrolliert- Abstand, Kontakte aber alles war in Ordnung. Mit meiner Werkstatt daheim telefoniert und wieder geschaut, gebastelt, gewechselt. Kein Erfolg. Bis mir auffiel, dass der Unterbrecher ein klein bisschen weniger Federspannung hatte als die anderen. Und siehe da: Unterbrecher getauscht und es hieß: Fahren, tanken, fahren!
Letztendlich nach einer 23 stündigen Fährfahrt von Hanko nach Rostock und 6300km auf der Uhr waren wir bald wieder zu Haus in Potsdam.
Ein Durchschnittsverbrauch von 12l und Benzindurchschnittspreis 1,55 Euro ließen uns letztendlich knapp 1000 Euro Treibstoffkosten bezahlen.
Die ganze Reise war ein super tolles Abenteuer- wir haben sehr viel erlebt, gesehen und viele Leute kennengelernt- nicht zuletzt wegen dem doch außergewöhnlichem Auto. Auch alle Outdooraktivitäten sind nicht zu kurz gekommen.
So, ich hoffe ich konnte euch ein paar kleine Impressionen von der Nordkap(p)tour vermitteln- es ist ja doch ein bisschen mehr geworden.
Ich werde jedenfalls wieder mit dem Barkas nach Norden fahren, wahrscheinlich noch mit einem zweiten.
In voller Freude auf die nächsten Abenteuer möchte ich mich noch bedanken bei:
Meinem Vater für ständige Hilfe aus Deutschland, meinem Reisebegleiter Christian für eine wundervolle Zeit im Norden und der Werkstatt H. Trautvetter für jederzeitige Hilfsbereitschaft und einmalige Partnerarbeit. Auch an alle anderen vielen Dank die uns diese Tour ermöglicht haben.
Zweitaktende Grüße,
Johannes Rüder, Barkas- Team